Poppers - die Geschichte dahinter

Poppers - die Geschichte dahinter - was ist Poppers?

Was sind Poppers denn eigentlich?

Bei Poppers handelt es sich um eine Flüssigkeit, die aus Chemikalien der Alkylnitrit-Familie hergestellt wird. Hauptvertreter sind hier vor allem Pentylnitrit, Isoamylnitrit und Isopropylnitrit. Je nach Poppersmarke variieren die Zusammensetzungen und Anteile der einzelnen Inhaltsstoffe; manche Poppers werden auch mit speziellen Duftstoffen, z.B. Minze oder Zitrusfrüchten, angereichert, um den für manche Menschen unangenehmen "chemischen" Geruch angenehmer zu machen. Poppers sind leicht brennbar und verflüchtigen sich schnell bei Raumtemperatur, was sie ideal macht, um tief eingeatmet zu werden.

Poppers gelten schon seit Jahrzehnten als ein fester Bestandteil (vor allem) der schwulen Szene, da sie durch ihre gefühlsintensivierende und berauschende Wirkung vor allem den Analverkehr und auch andere "härtere" Praktiken angenehmer machen können. 

Da es leider immer noch Miesepeter gibt, die Poppers am liebsten verboten sehen würden, werden sie auch unter Decknamen wie z.B. "Lederreiniger" oder "Raumduft" angeboten.

Poppers gibt es seit fast 200 Jahren!

Bereits im 19. Jahrhundert wurden nitrithaltige Medikamente vor allem bei der Behandlung von Brustschmerzen (Angina Pectoris) eingesetzt; auch als Herzmittel und sogar für die Geburtshilfe wurden Amylnitrite verwendet. 
Der französische Chemiker Antoine Balard synthetisierte erstmals 1844 Amylnitrit, wobei ihm auffiel, dass das direkte Einatmen Schwindelgefühle verursachen konnte. Heute wissen wir, dass dies daran liegt, dass durch das Einatmen der Substanzen der Blutdruck gesenkt wird. Schnell wurde man auf weitere körperliche Reaktionen aufmerksam, so etwa Gefäßerweiterung und eine erhöhte Herzfrequenz.

Lange war das rezeptfreie Medikament Amylnitrit das Standardmittel, um Angina-Pectoris-Anfälle zu lindern. Hierfür wurde eine kleine Menge der Flüssigkeit auf ein Tuch gegeben und dann eingeatmet. Erhältlich war es in kleinen Glasampullen, die beim Öffnen das typische und namengebende Popp-Geräusch machten. Aufgrund der nur wenige Minuten andauernden Wirkung bei der Behandlung von Angina Pectoris trat es als Medikament mit der Zeit jedoch in den Hintergrund und effektivere Mittel verdrängten Amyl aus dem medizinischen Spektrum. Es verlor schnell an Bedeutung für die Medizin und so suchten die Hersteller neue Nischen, in denen Poppers fußfassen konnten.

Poppers in den 1960er Jahren

Nach fast 100 Jahren legaler medizinischer Verwendung von Amylnitrit nahm seine Bedeutung immer mehr ab und es wurde mit der Zeit als Partydroge immer beliebter. Sogar während des Vietnamkrieges wurden Poppers häufig von GIs konsumiert, da sie leicht zu beschaffen waren und als "Gegenmittel für Gewehrdämpfe" angepriesen wurden. Bei ihrer Rückkehr brachten die Soldaten dann den freizeitlichen Popperskonsum mit zurück in die USA.

Es wird vermutet, dass der vorschriftsmäßige Gebrauch von Poppers auch Auswirkungen auf die sexuelle Erregung gehabt haben könnte, was erklären würde, warum Poppers besonders für (härtere) sexuelle Handlungen schnell an Bedeutung zunahmen.

Zur Zeit von Stonewall gab es in den USA das erste kommerziell vermarktete Poppers namens Locker Room, dessen Hauptwirkstoff das nicht-verschreibungspflichtige Isobutylnitrit war. Heute werden vor allem die Discos als damaliger Hauptverbreitungsort von Poppers angesehen, da sie als Orte galten, an denen sich auch Subkulturen vermehrt zusammenfanden. Auf der Tanzfläche war es egal, wer du warst oder welcher gesellschaftlichen Schicht du angehörtest. Es ging nur darum, Spaß zu haben. Auch in schwulen Badehäusern und Saunen wurden die kleinen braunen Fläschchen immer beliebter.

Poppers in den 1970er Jahren

1974 ließ erstmalig Clifford Hassing, ein Medizinstudent, sein Locker Room Poppers als Warenzeichen schützen. 2 Jahre später wurde von W. Jay Freezer die Pacific Western Distributing Company (PWD) in San Francisco gegründet, die Poppers mit dem Namen Rush vertrieben. Mit der Bezeichnung "flüssiger Raumduft" konnten die Poppers unter anderem in Porno-Buchläden, Boutiquen und Plattenläden verkauft werden, ohne unter das Arzneimittelgesetz zu fallen. Es ging sogar soweit, dass in New Yorker Nachtclubs Amylnitrit in die Luft gesprüht wurde, um eine "kollektive Euphorie" unter den Besuchern zu erzeugen. Ebenso waren Poppers vor allem in schwulen Badehäusern sehr beliebt, da sie auch dort für Entspannung sorgten. Es gab sogar ganzseitige Anzeigen in Magazinen, in denen Poppers durch muskulöse Männer auf Motorrädern oder im Boxring einen Rausch purer Maskulinität versprachen.

Poppers in den 1980er Jahren

Mitte der Achtziger erhielten Poppers einen schlechten Ruf, da sie vor allem mit AIDS und HIV in Verbindung gebracht und mit als ein Faktor für die steigende Zahl an Infektionen verantwortlich gemacht wurden. Auch wenn sich diese Theorie nicht als stichhaltig erwies, haftete Poppers seitdem ein schlechter Ruf an, der sich auch auf die ganze queere Community übertrug. So wurden zum Beispiel Kneipenwirte dafür angeklagt, gesundheitsschädliche Poppers zu verkaufen, während auf der anderen Seite der Verkauf von Alkohol und Tabakwaren im selben Etablissement weiterhin genehmigt war. Viele AIDS-Aktivisten setzten sich für ein striktes Verbot von Poppers ein und machten die Poppers-Industrie (mit)verantwortlich für die Epidemie.

Anfang der Neunziger erlebten Poppers ein kleines Revival durch die Rave-Szene, die dazu führte, dass sie nun nicht nur (hauptsächlich) von Schwulen konsumiert, sondern auch zu einem Bestandteil des Partylebens von Heterosexuellen wurden.


Und heute?

Vor allem durch die Etablierung des Internets wurde unter anderem der Zugriff auf Pornografie immer leichter. Hinzukommt natürlich, dass das Internet es auch extrem vereinfacht hat, so ziemlich alles zu jeder Zeit bekommen zu können. So eben auch Poppers. Dies führt allerdings auch wieder dazu, dass dem Stoff wieder eine erhöhte Aufmerksamkeit zuteilwird, was nicht jedem gefällt. In den USA beispielsweise müssen die Hersteller immer wieder leichte chemische Veränderungen an der chemischen Zusammensetzung der Poppers vornehmen, um sich nicht strafbar zu machen. In Kanada ist der Verkauf von Poppers seit 2013 komplett verboten, während der Besitz und der Gebrauch erlaubt sind. Also umgeht man das Dilemma am besten, indem man den Aromen wieder fancy Namen gibt, wie "Raum Duft" oder "Lederreiniger" ;)


Fazit

Halten wir fest, dass Poppers eine lange Geschichte haben und eine große Rolle für die queere Community spielen. Sie haben vielen Menschen auf der Suche nach sich selbst und bei der Erforschung ihrer Sexualität geholfen und waren dabei Bestandteil einer Gemeinschaft, die viel zu kämpfen hatte, bis sie dort anlangte, wo sie heute ist. Popper sind also vielleicht ein bisschen mehr als nur "kleine braune Fläschchen".  

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1 Kommentar

Maike

Maike

Sehr informativer und interessanter Text!

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